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The Fall - Last Days of Gaia


Da es unseren Björn Jüttner ab und zu zu dem Berliner Entwickler "Silver Style" treibt, liegt es natürlich auf der Hand, dass er dort auch kräftig in den Schränken wühlt. Was unser Björni dort entdeckt hat, erfahrt ihr in seinem The Fall - Last Days of Gaia Preview :o)

Mächtige Magier, scharfe Schwerter und verführerische Elfen sind mittlerweile zum Standard fast jeden Rollenspiels geworden. Da heißt es Zaubersprüche sammeln, neue Äxte kaufen und durch saftig grüne Landschaften streifen. Auf die Dauer zu eintönig? Möglich. Ständig und immer wieder bösen Orks den Hintern zu versohlen oder im Zauberwald Holz zu suchen, ist auch nicht das Wahre, und nur wenige Rollenspiele ändern da mal das Szenario. Ein positives Beispiel dafür, dass es auch anders geht, ist das in der Entwicklung befindliche „The Fall – Last Days of Gaia“ von den Berliner Entwicklern Silver Style Entertainment. Die „Soldier of Anarchy“-Macher (Spieleflut vergab 87%) nahmen ihre Erfahrungen im Bereich der taktischen Kämpfe und ihr Rollenspiel-Know-How, erfanden eine komplette postapokalyptische Welt und reicherten alles mit einer Grafik à la Gothic 2 an. Heraus kam ein Endzeitrollenspiel, das sich sehen lassen kann! Wir durften als eine der ersten Magazine einen genaueren Blick auf die neue deutsche Rollenspielhoffnung werfen, und wollen euch unsere Eindrücke nicht vorenthalten.

Sandige Zukunft
Die Story von „The Fall“ beschreibt das Jahr 2062 als technischen Höhepunkt unserer Welt. Menschliche Klone sind Alltag, nahezu alle tödlichen Krankheiten sind besiegt und die NASA veröffentlicht Pläne zur Besiedlung des Mars. Der Rote Planet ist Ziel einer noch nie da gewesenen Atmosphärentransformation, um ihn für die Menschheit bewohnbar zu machen. Ironischerweise sollen die dafür entwickelten Maschinen (Terraformer genannt) ausgerechnet mit Hilfe von CO2 die Atmosphäre des Mars positiv beeinflussen. Dasselbe Gas, das für unsere geliebte Erde das reinste Gift ist, soll die Besiedlung eines anderen Planeten möglich machen.
Doch wie immer geht etwas schief: Am 1. Oktober 2062 legt eine unbekannte Sekte die Sicherheitssysteme der NASA lahm, übernimmt die Kontrolle über die Terraformer und hält mit der Drohung, die Maschinen einzusetzen, die gesamte Welt als Geisel. Bevor die Verhandlungen richtig starten, werden die Terraformer aus unbekannten Gründen aktiviert und beginnen damit, CO2 in die Atmosphäre der Erde zu pumpen. Obwohl die Fanatiker nach kurzer Zeit überwältigt werden können und die Maschinen wieder unter Kontrolle gebracht sind, ist es zu spät. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist inzwischen einfach zu hoch und richtet verheerende Schäden an. Die Temperatur steigt um ganze 10°C an, und das Chaos ist perfekt. Die meisten Menschen lassen ihr Leben bei zerstörerischen Stürmen oder den Überflutungen, die durch die schmelzenden Pole halbe Kontinente heimsuchen. Neue Krankheiten und Kämpfe um Nahrung und Trinkwasser raffen fast den gesamten restlichen Teil der Menschheit dahin.
„The Fall“ beginnt 21 Jahre nach dieser Katastrophe. Die Menschheit lebt im Zeitalter der Stürme und wurde um Jahrhunderte in ihrer Entwicklung zurückgeworfen. Natürlich gibt es auch in diesem erschreckenden Szenario einen Schimmer Hoffnung. Im ehemaligen Süden der USA hat sich eine neue Regierung gebildet und einen Präsidenten ernannt. Da unser Held durch den Verlust seiner Familie durch plündernde und mordende Gangs ohnehin ein wenig nach Orientierung sucht, entschließt er sich, diese neue Regierung mal aufzusuchen. Man sagt schließlich, es werden Söldner für den Kampf gegen die Banden gesucht. Ab hier beginnt das Abenteuer!

Lebendige Einöde
Die Grafik von „The Fall“ passt hervorragend zum Szenario und ist sehr stimmig. Alle Objekte und Texturen wurden mit sehr viel Liebe zum Detail erstellt. Sicherlich, wir haben technisch schon opulentere Engines gesehen, gerade im Shooter-Genre, aber darauf kommt es hier wirklich nicht an. Die stimmungsvollen Endzeitobjekte wie riesige Flammenwerfer, abgestürzte und jetzt bewohnte Flugzeuge oder aus Schrott gebaute Obelisken sind sehr detailliert dargestellt und transportieren viel Atmosphäre. Die Landschaft ist trotz enorm hoher Sichtweite sehr schön mit verdorrten Bäumen, Büschen und Gräsern ausgestaltet, jede Menge schön animierter Tiere streifen durch die „Wastelands", und in den Befestigungen der Menschen scharen sich die Einwohner am Abend um das Lagerfeuer auf dem Marktplatz. Geht es mal nicht so idyllisch zu, kann man Waffeneffekte und Explosionen bestaunen, bei denen die Physik die Trümmer der Gebäude realistisch durch die Gegend fliegen lässt.
Um den Spielfluss zu bewahren, gibt es fließende Tag-/Nacht-Wechsel, die nicht nur die Landschaft in atmosphärisches Licht tauchen, sondern auch Auswirkungen auf die NPCs und Feinde haben, die man treffen kann.
Die Steuerung ist denkbar einfach und gibt einem sehr viel Freiheit, kann doch die Kamera von der 3rd-Person-Perspektive bis zu 36 mal nach oben herausgezoomt werden. Besonders in den taktischen Kämpfen macht sich dieses Feature positiv bemerkbar. Man verliert nie die Übersicht. Weiterhin positiv fällt die enorme Vielfalt an Waffen auf, die einem zur Verfügung stehen. Vom Baseballschläger bis zum Granatenwerfer ist wirklich alles dabei. Insgesamt sind rund 60 Waffen und 300 Gegenstände im Spiel verfügbar. Und wer gerade keine Feinde zum Abknallen findet, der geht auf Büffel- oder Wolfsjagd. Natürlich kann man selbige auch ausweiden und nebenbei sogar noch auf Wassersuche gehen. Eine sehr breite Palette an Interaktionsmöglichkeiten mit der Umwelt ist also gegeben und vertieft den Eindruck einer lebendigen Welt.

Linear ist von gestern
Die ungemein spannende Story bietet nicht nur einen epischen Anfang, sondern auch überraschende Wendungen und treibt den Spieler immer wieder nach vorne. Die insgesamt circa 150 Quests sind meist auf mehreren Wegen zu lösen, was natürlich für spielerische Freiheit sorgt. Bevor ihr euch allerdings an das Lösen von Rätseln macht, entwickelt ihr erst einmal einen Charakter nach eurem Geschmack. Hierfür stehen euch insgesamt sechs Attribute (Stärke, Beweglichkeit, Geschicklichkeit, Konstitution, Intelligenz, Charisma) und 14 Fähigkeiten (Nahkampf, Leichte Waffen, Schwere Waffen, Sniperwaffen, Spezialwaffen, Wurfwaffen, Sprengstoffe, Survival, lautlos bewegen, Taschendiebstahl, Schlösser öffnen, Technik, Fahrgeschick, Medizin) zur Verfügung, auf die ihr zu Beginn und bei jedem Levelaufstieg Punkte verteilen und so euren
Charakter verbessern könnt. Weitere Aspekte wie Lebenserfahrung oder die körperliche Beschaffenheit eures Charakters wirken sich ebenfalls auf die Fähigkeiten aus.
Nachdem der Hauptcharakter entwickelt wurde, sucht man sich in einem Söldnercamp noch bis zu fünf Mitstreiter für seine Party aus, und schon geht es in den Kampf gegen die erste Gang. Bei den anstehenden Gefechten ist es stets euch überlassen, wie ihr vorgeht. Ob schleichen und meucheln, Mauern erklimmen und mit Granaten werfen oder ein Frontalangriff mit einem Fahrzeug, alles ist möglich, und der Kampfverlauf ist jedes Mal komplett unterschiedlich. Ihr habt sogar die Wahl, wie viel Zeit ihr in einen Kampf stecken beziehungsweise wie intensiv ihr am Kampfgeschehen teilnehmen wollt. Eilige kämpfen komplett in Echtzeit, Taktiker nutzen den simulierten rundenbasierten Kampf. Mittels verschiedener Pausenfunktionen, die zu bestimmten Ereignissen (Feindkontakt, Charakter stark verletzt, Explosion wahrgenommen, alle Akteure haben eine Aktion durchgeführt respektive eine Kampfrunde vorbei u. ä.) automatisch aufgerufen werden können, behält man stets die Übersicht im Kampf. In den Pausen kann man dann in Ruhe Befehle geben und seine Mannen sogar aus- und umrüsten. Wer eigentlich die Kämpfe mehr beobachten als beeinflussen will, dem steht ein weiteres Feature, „Auto Behaviour“ genannt, zur Verfügung. Mittels verschiedener Vorgaben wie „Wende vor allem Wurfwaffen an“ oder „Deckung suchen bei Feindkontakt“ können den Charakteren bestimmte Verhaltensweisen auferlegt werden, die sie dann im Kampf ausführen.
Ein echtes Novum ist der Einsatz eines Fahrzeugs für den Kampf. So kann man seinen Feinden mit einem endzeitlichen Buggy, dem bekannten Hummer oder auch einem Hovercraft zu Leibe rücken. Die direkte Steuerung über die Pfeiltasten eurer Tastatur kann man nur als gelungen bezeichnen (lustige Rennspielmods sind da schon fast vorprogrammiert). Sogar der Benzinverbrauch spielt eine Rolle, schließlich gibt es in der Endzeit nicht wirklich viele Tankstellen.
Wer sich weniger mit Fahrzeugen und dafür mehr mit seinen Charakteren beschäftigen möchte, der wird sehr viel Freude an den wirklich detailliert ausgearbeiteten Partymitgliedern haben. Jeder hat seine eigene Vergangenheit, über die man im Laufe des Spiels mehr erfährt, seine Meinungen zu Ereignissen der Gegenwart und seine Zukunftspläne. Die Charaktere lieben oder streiten sich oder erzählen über ihre Hobbys. Durch dieses Eigenleben wachsen sie einem unheimlich schnell ans Herz, und man hat das Gefühl, seine Mitstreiter wirklich zu kennen. Dass die Leute dann auch noch durch Gähnen darauf aufmerksam machen, dass sie nach 24 Stunden Wüstenwanderung mal etwas Ruhe brauchen oder über das Essen meckern, lässt sie noch „menschlicher“ erscheinen.

Erster Eindruck:
Knapp zwei Jahre entwickelt Silver Style jetzt an „The Fall“. Eigentlich nicht sehr lange. Drei bis vier Monate werden auch mindestens noch ins Land gehen, bis das Spiel fertig ist. Was wir uns vor Ort in Berlin zwei Tage lang anschauen durften, lässt einen die Endzeit allerdings schon jetzt herbeiwünschen. Eine hervorragende Story, eine wirklich dichte Endzeit-Atmosphäre und ein sehr ausgereiftes RPG-Regelwerk lassen die berechtigte Hoffnung zu, dass uns nach Gothic 2 ein weiterer Rollenspielhammer aus deutschen Landen bevorsteht. Neben der stimmungsvollen Optik hat uns vor allem die spielerische Freiheit und die lebendige Welt gefallen. Für fast alle Quests und Kämpfe gibt es verschiedene Lösungsmöglichkeiten und Herangehensweisen. Dörfer, Städte und Enklaven sind voll gepackt mit wirklich sehr lebendig wirkenden NPCs, die alle ihrem eigenen Tagewerk nachgehen und abhängig von der Spielsituation individuelle Dialoge bieten. Man kann so richtig tief ins Spiel eintauchen. Schade nur, dass der kooperative Multiplayer-Modus und ein Leveleditor erst dem geplanten Add-On beiliegen sollen. Trotzdem: Wer Gothic 2, Fallout oder Rollenspiele im Allgemeinen mag, wird um „The Fall“ definitiv nicht herumkommen!


Björn Jüttner - 13.11.2003



Gesamtübersicht: The Fall - Last Days of Gaia

Informationen zum Spiel:

Hersteller:

TBA - noch nicht bekannt
Publisher:

Deutsch
Sprache:

Rollenspiel
Genre: