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Pro Evolution Soccer 4 (XBox)


Fußball ist nicht überall Volksport Nummer eins, aber in Deutschland ist das ganz sicher der Fall. Ich für meinen Teil kickte immerhin ein Jahr lang im Kader eines Drittligisten mit und attestiere mir aus diesem Grund einen gewissen Fußballsachverstand. Mit dieser mir selbst zugestandenen Fähigkeit kritisiere ich seit Jahren die stümperhaften Versuche, ein virtuelles Fußballspiel zu programmieren. Aber alles hat ein Ende. Konamis "Pro Evolution Soccer 4" (PES 4) setzt neue Maßstäbe und schlägt einen Steilpass auf den Spielspaß.

Erst einmal nichts Neues
Im Grunde genommen bietet PES 4 nichts Neues: Das Runde muss in das Eckige. Sinn und Unsinn des geliebten Ballsports kennt jeder. Stimmungsvoll wird der Spieler mit einem schönen Intro aufgewärmt, sozusagen ein visuelles Stretching, bevor es auf dem virtuellen Rasen geht. Und auf dem Startbildschirm gibt es zunächst keine großen Überraschungen: Es gibt verschiedene Modi, darunter auch Liga- und Pokalwettbewerbe oder Freundschaftsspiele. Sogar ein Trainingsmodus ist vorhanden, und der macht zu allem Überfluss auch noch Spaß - aber dazu später mehr. Zwar hat Konami nicht alle Lizenzen erworben, so dass bei 80 der 136 Klubs die Vereins und Spielernamen fantasievoll verfremdet wurden - die deutschen Fans müssen leider den Editor zur Hand nehmen und Namen editieren. Das klappt ganz gut, bedeutet aber auch eine Menge Arbeit und viel Zeit. Wer die nicht hat, der begnügt sich eben auch mit "Kalm" im Tor vom Verein "Rekordmeister".

Und noch eine Saison, bitte
Das, was PES 4 wirklich spannend macht, ist der Modus "Meister-Liga". Etwas Vergleichbares gibt es definitiv nicht auf der XBox und macht das Spiel demnach auch absolut einzigartig. Die Meister-Liga geht über mehrere Saisons und endet erst dann, wenn der Spieler kein Geld mehr hat oder der Kader des Teams unter 16 Spieler sinkt. Beides ist durchaus möglich, schließlich verlassen euch Kicker zum Saisonende, wenn sie zu alt für den Sport sind, werden von anderen Klubs abgeworben und die Spielergehälter können ein gehöriges Loch in euren Etat reißen, wenn ihr nicht aufpasst. Geld verdient ihr durch Siege und Erfolge in der Liga und in den Pokalwettbewerben. Ein ausgeklügeltes System, das den Spielspaß für den Solospieler schon mächtig ausreizt. Dazu kommen dann noch die Trainingseinheiten, in denen ihr die Fähigkeiten der Kicker verbessern könnt. Der antrittsschwache Abwehrrecke wird so langsam aber sicher zum geölten Blitz und der Mittelfeldmotor verwandelt sich zur Zaubermaus. Und das alles ist erst der Anfang, denn irgendwann geht es dann auf das Spielfeld.

Knapp drüber - aber da fehlte nicht viel
Die Spiele beginnen mit einem stimmungsvollen Einstieg, bei dem die Mannschaften vorgestellt werden, die Kamera noch einmal durch den Kabinengang schwenkt und letzte Emotionen eingefangen werden und sich schließlich auch noch einmal zum Foto-Shooting der Presse stellen. Und dann geht es los. Anpfiff. Mit der A-Taste spiele ich gepflegte Flachpässe, lasse die Kugel von Mann zu Mann laufen, die B-Taste ermöglicht den Flugball oder einen gefährlichen Diagonalpass. Dann bietet sich die Möglichkeit für meinen Mittelfeldregisseur zum tödlichen Pass, den ich mit der Y-Taste spiele - klasse, der Ball geht in die Gasse, mein Flügelflitzer ist zur Stelle und flankt vom Strafraumeck an den Fünfmeterraum. Und dort ist auch mein Mittelstürmer mitgelaufen, schraubt sich nach Druck auf die X-Taste in die Höhe und hämmert den Kopf auf das Tor. Fast habe ich schon die Arme zum Jubeln oben, da hat doch der gegnerische Keeper noch irgendwie seine Finger an den Ball bekommen, lenkt die Kugel gegen die Latte - und von dort springt der Ball ins Toraus. Na, immerhin habe ich eine Ecke rausgeholt - aber die brachte leider nichts ein. Dafür aber fünf Minuten später eine schöne Kombination, bei der mein Goalgetter den Abpraller mit der Stiefelspitze über die Linie drückt. Jubel ohne Ende, nicht nur am Controller, sondern auch auf dem Spielfeld. Ja, so macht Fußball Spaß. Nein, das ist Fußball.

Und es gibt noch wesentlich mehr Möglichkeiten: So könnt ihr mit dem rechten Stick punktgenaue Pässe gegen die Laufrichtung spielen, feine Tricks für Übersteiger oder das Lupfen des Balles ausführen, Tore per Seitfallzieher erzielen oder auch mit einer gekonnten Grätsche auf der Linie retten. Kurz: Wer einmal PES 4 gespielt hat, der wird so schnell nicht die Finger davon lassen. Zwar ist die grafische Präsentation nicht optimal, Konami kann da noch einiges verbessern, aber was die Animationen und die Ballphysik anbelangt, da grätscht die Konkurrenz "Fifa 2005" ins Leere. Im Punkt Spielspaß und Realismus gibt es einen deutlichen Kantersieg für die Konami-Kicker. Vor allem dann, wenn ihr zu viert vor der XBox sitzt und einer den anderen anschreit: "Spiel doch endlich ab" - Schließlich gibt es dann auch noch die XBox-Live-Unterstützung, die zwar noch nicht ganz ausgereift ist, aber ein Patch, der die "Hänger" im Online-Spielen beseitigen soll, ist laut Konami schon in Arbeit.

Küpper und Fuss-Fehler
Zu einem guten Fußballspiel gehören gute Kommentatoren - und das ist nicht so leicht umzusetzen. Eine perfekte Lösung habe ich noch nicht gefunden, denn auch PES 4 offenbart da Schwächen. Zwar hat Wolf Fuss einiges an Enthusiasmus zu bieten, doch seine Sprüche stimmen eben auch nicht immer mit dem Spielgeschehen überein. Sein Co-Kommentator Hansi Küpper gleicht dann schon eher einer Schlaftablette, oft liegen die Sätze übereinander und sind unverständlich. Dennoch gibt es ein Lob, denn zumindest Wolf Fuss verbreitet Atmosphäre und auch die Zuschauerkulisse sorgt für die richtige Stimmung, die gestikulierenden Spieler bei Foul- oder Abseitsentscheidungen machen zusätzlich Lust auf mehr Fußball.

Olé, olé, olé, oleeeeeeeeeeee
Es gibt kleine Defizite, aber selbst Michael Ballack ist kein perfekter Fußballer: PES 4 ist zurzeit das beste Fußballspiel für die XBox und vermutlich auch für den PC, und daran gibt es nichts zu deuteln. Zwar kann die Grafik im Spiel bei weitem nicht immer überzeugen, aber das Spielgefühl ist einfach unübertroffen. Noch nie zuvor hat mir Fußball auf einer Konsole so viel Spaß gemacht, noch nie zuvor habe ich mich über meinen Abwehrspieler so geärgert, weil er beim Schusstraining immer wieder versagt und noch nie zuvor habe ich nach einem Tor jubelnd vor dem Fernseher gekniet: Ein Kopfball-Lupfer aus 16 Metern, weil der Keeper zu früh aus dem Tor kam - mehr Fußball geht nicht.


Armin Sengbusch - 20.12.2004



Gesamtübersicht: Pro Evolution Soccer 4 (XBox)

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
93%
Sound:
88%
Grafik:
85%
Singleplayer:
91%
Multiplayer:
95%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

ca. 50 Euro
Preis:

Deutsch
Sprache:

Fußball-Simulation
Genre: