HOME | IMPRESSUM | KONTAKT
Spieleflut.de
Anzeige

Anzeige



Jetzt Vorbestellen

Spieleflut.de sucht dich!


Stronghold 2 (PC)


Lange haben wir auf Stronghold 2 gewartet, und als ob das nicht genug wäre, hat auch unser Testbericht lange auf sich warten lassen. Doch was lange währt, wird endlich gut... oder? Mit Stronghold 2 geht es erneut zurück ins Mittelalter und damit gleichzeitig in die Zeit der Burgen, die natürlich alle ökonomisch korrekt und vor allem sauber gehalten werden wollen. Nicht zuletzt will auch die Verteidigung gut geplant sein, denn die Frage ist nicht ob, sondern wann der nächste Angriff erfolgt. Unser Bericht stellt fest, ob die Festung Stronghold 2 auch dem Spieleflut-Angriff stand hält.

Wie gesagt, lange mussten wir warten, dies aber aus gutem Grund. Bei einem mit solch hohen Erwartungen versehenen Spiel muss man darauf bedacht sein, die Messlatte nicht von vornherein zu hoch anzulegen und dann in der ersten Enttäuschung eine zu niedrige Wertung zu geben, die dem Spiel dann nicht gerecht würde. Ich wollte Stronghold 2 die Chance geben zu zeigen, was in ihm steckt, da das Original-Stronghold sicher zu einem der innovativsten und meistgespielten Strategiespiele der letzten Jahre gehört und somit einen Status erreicht hat, der so leicht nicht zu überflügeln ist.

Im Mittelalter war's gar dunkel
Für alle, die nicht wissen was Stronghold überhaupt ist, hier zuerst einmal eine kurze Erläuterung: Im Gegensatz zu den wie Pilze hervorschießenden Weltkriegs-Strategiespielen oder Titeln wie Earth 2160 spielt Stronghold 2 doch tatsächlich mal wieder im guten (?) alten Mittelalter. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bauf von Burgen und allem, was damit im Zusammenhang steht. Von der Wirtschaft über das Militär bis hin zu Kriminalität und Sauberkeit muss man alles im Auge behalten. Bei Stronghold 2 gibt es zwei verschiedene Einzelspielerkampagnen, nämlich die Krieger- und die Wirtschaftskampagne. Bei der Kriegerkampagne müsst ihr meist eine Burg ausbauen und gegen eure Feinde verteidigen oder feindliche Burgen einnehmen. Die zweite Kampagne hat zwar kaum Kämpfe zu bieten, dafür ist das Wirtschaftsystem weitaus komplexer und fordernder.
Wichtiges Schmankerl bei den Stronghold-Spielen ist der Karteneditor, mit dem ihr eigene Szenarien bauen könnt, wenn euch die mitgelieferten Szenarien nicht reichen und ihr die Kampagne nicht mehr sehen könnt. Einene Mehrspieler-Teil gibt es auch, doch leider wird dieser Service kaum genutzt; mitunter wegen Bugs (besonders bei Teil 2) und weil Strongholds Schwerpunkt traditionell auf dem Solo-Modus liegt.

Fünfjährige und ihr Hang zum Burgenbau
Irgendwann im Mittelalter spielt ihr in Deutschland, England oder Frankreich, je nachdem, welche Sprachversion ihr habt. Der König ist verschollen, und ganz frei nach Robin Hood versucht ein Verwandter, ihm das Königreich abzuluchsen. Natürlich muss man das verhindern, und da kommen wir ins Spiel. Zusammen mit unseren Freunden Sir William, Sir Grey und natürlich einer Rittersfrau ziehen wir im Zickzack durchs Land, um mal da, mal dort eine Burg zu bauen oder niederzureißen, und das alles ohne uns einmal umzuziehen. Klingt doch kindisch, werdet ihr denken, und das ist es auch. Mal eine ganz ernst gemeinte Frage: Wieso müssen die meisten Computerspiele heutzutage eine Story haben, die auf dem Niveau von Fünfjährigen basiert? Ich verlange ja kein literarisches Wunderwerk auf dem Niveau von James Joyce, aber als denkender Spieler habe ich einfach ein Problem mit nichtssagenden Charakteren und endlosen Klischees, und die Geschichte vom verschollenen König ist auch schon endlos oft kopiert worden.
Die Kampagne von Stronghold 2 mag durchaus spannend sein, aber die Story ist es ganz sicher nicht. Vorbei sind die Zeiten von Wing Commander und Monkey Island, hier wurde ganz klar mehr in die grafische Entwicklung investiert als in eine spannende, mitreißende Geschichte. Hinzu kommt bei mir das latente Gefühl, nur ein Kinderspiel zu spielen und nicht wirklich das Mittelalter mitzuerleben. Vielleicht hat dies ja bei Stronghold 1 gerade deswegen geklappt, weil bestimmte Dinge nur angedeutet wurden, so dass einem das Gefühl gegeben wurde, wirklich dabei zu sein. Es kann aber auch daran liegen, dass Stronghold 2 relativ früh auf den Markt geworfen wurde und Firefly vielleicht nicht genug Zeit hatte, sich neben den unzähligen Bugs auch noch um die Rahmenhandlung zu kümmern.

Wenn es im Sandkasten zu eng wird
Wenn du meine Burg kaputtmachst, mach ich halt deine kaputt.
Der Spruch, den die meisten von uns das letzte Mal wohl im Sandkasten gehört haben, könnte geradezu aus Stronghold 2 stammen. Als Burgenbausimulation liegt der Schwerpunkt demnach auf Burgenbauen und Burgen niederreißen. Besonderes Lob gebührt den Entwicklern für den ersten Punkt, das Burgenbauen. Es ist durch die zahlreichen verschiedenen Kamerapositionen nun bei weitem einfacher, Burgen so zu bauen, wie man sich das vorstellt. Besonders die Kopfübersicht ist besonders hilfreich, wenn es darum geht, fehlende Mauerstücke zu ersetzen. Neben dem Mauerbau dürfen natürlich die unzähligen Verteidigungsvorrichtungen und Fallen nicht fehlen. Auch hier ist alles dabei, was man sich nur vorstellen kann: von kochendem Öl über Falltüren bis hin zu den sehr effektiven Baumstämmen, die aber nicht unbedingt historisch korrekt sind. Das allerdings wird wohl nur die wenigsten unter uns Spielern stören.

Leider hat Stronghold 2 auch hier seine Schwächen. Größtes Manko ist sicherlich, dass Holzmauern so gut wie nutzlos sind, sofern man es nicht nur mit Hasen und Wölfen zu tun hat. So reichen ein paar Hiebe mit einem Schwert, und meine drei Meter hohe Holzpalisade ist Geschichte. Noch viel lästiger sind die butterweichen Steinmauern, die bereits nach ein paar Treffern mit dem Katapult nachgeben. Da fragt man sich zuweilen schon, wieso man überhaupt eine Burg baut, wenn ohnehin jeder ohne viel Aufhebens einmarschieren kann. Dass man Attacken von zahlenmäßig weit überlegenen Angreifern dann doch überlebt, liegt auch nur an der schwachen KI, die geradezu herzhaft dämlich ist. So kann man den Computer immer wieder in Fallen locken oder durch gewieftes Mauerbauen ewige Zeiten lang unnötige Steinwälle, die ins Nichts führen, niederreißen lassen, während die eigenen Bogenschützen alle Zeit der Welt haben, die Angreifer zu dezimieren. Die größte Schwäche liegt deshalb auch ganz klar bei der KI und dem Kampfsystem generell. Angriffe auf Burgen sind auf den ersten Blick verhältnismäßig schwer, lassen sich aber relativ leicht gewinnen, sobald man zu unorthodoxen Mitteln greift und einfach die Dummheiten der KI ausnützt.

Ganz besonders irrwitzig ist, dass die Einheiten über keine Kollisionsabfrage verfügen, das heißt: Sobald eine große Schlacht beginnt, gibt es einen kleinen Haufen, in den hunderte Männchen gleichzeitig passen. Natürlich laufen meine kleinen Bogenschützen auch durcheinander, so als wären sie alle aus Luft. Das ist so eine Sache, und folgende Überlegungen sind nicht als Kritik, sondern nur als Denkanstoß gedacht. Ich war schon kein großer Freund des Schadenssystems von Stronghold 1, und da sich beim Nachfolger praktisch kaum etwas daran geändert hat, kann ich hier nur das gleiche sagen. Ich finde es immer noch komisch, dass ein Schwertkämpfer so um die 100 Pfeiltreffer einstecken kann, während ein Pikenträger schon nach fünf stirbt. Zwar ist das sicherlich Geschmackssache, aber als Liebhaber realistischer und historisch korrekter Spiele hat mich das schon etwas abgeschreckt.

Da jetzt aber leicht der Anschein erweckt wurde, Stronghold 2 sei grottenschlecht und nicht zu spielen, dürfen die positiven Aspekte nicht vergessen werden. Bei allen Bugs, die übrigens schon durch einige Patches behandelt wurden, und trotz dämlicher KI ist Stronghold einfach spannend. Trotz aller Negetivpunkte kann das Spiel begeistern und mitreißen. Die Neuerung, nun einzelne Dörfer zu erwerben und sozusagen als Provinz zu benutzen, ist auch gelungen. Der Aufbau einer funktionierenden Wirtschaft und das "Sim City im Mittelalter"-Prinzip funktioniert tadellos. Nur eines stört mich hin und wieder, und zwar die kriminelle Energie meiner Burgbewohner, die alle so schnell wie möglich auf die Streckbank wollen. Lästig ist das, wenn gerade ein wichtiger Waffenschmied in den Bau muss, denn dann fällt die Waffenproduktion aus. In diesem Fall ist es leichter, die Waffenschmiede abzureißen und eine neue zu bauen. Neue Arbeiter einstellen kann man nämlich leider nicht. Es gibt aber nicht nur Strafen für eure Gefolgschaft, sondern auch Theater, Ritterturniere und viel viel Bier.
Schön ist, dass es nun bei weitem mehr unterschiedliche Gebäude gibt, die ihr bauen könnt, aber auch hier habe ich etwas zu meckern. Mehr unterschiedliche Mauerteile und Türme hätten das Erlebnis abgerundet und hätten für mehr Freiheit beim Burgenbau gesorgt.

Drei Dimensionen für das Burgfräulein
Vor unseren verwöhnten Augen braucht sich Stronghold 2 nicht zu verstecken. Bis ins kleinste Detail kann man heranzoomen und den Burgbewohnern bei der Arbeit zusehen. Die Karten sind alle recht schön gemacht, und die Burgen sehen einfach nur hinreißend aus. Die 3D-Perspektive ist bei weitem die größte Neuerung beim Nachfolger von Stronghold, ob sie nun notwendig gewesen wäre oder nicht, darüber lässt sich streiten. Die Effekte sind in Ordnung, die Einheiten größtenteils auch. Das einzige wirklich störende Element ist, wie bei 3D-Strategietiteln wie Empire Earth und nun auch Stronghold 2 üblich, die kleine Sichtweite und der absolut unglaubwürdige Horizont, wenn man auf Augenhöhe der Spielfiguren verweilt.

Singende Ritter
Nun, das Ohr spielt mit, und so auch bei Stronghold 2. Die musikalische Untermalung ist gelungen, obwohl ich es schade finde, dass einige Musikstücke aus dem Original einfach übernommen wurden. Der Umgebungssound ist stimmig, und es kommt sogar leichte Mittelalterstimmung auf. Besonders lästig und in der aktuellen Version 1.2, mit der wir getestet haben, immer noch nicht verbessert, sind die Geräusche der Katapulte, die sich zu einem lauten Dröhnen aufbäumen.

Schmieröl im Pferdehuf
Die Installation ging bei unserem Testsystem ohne Beanstandungen vonstatten. Das Spiel wurde sowohl auf Nvidia- als auch auf Ati-Karten getestet und läuft bereits ab einer Geforce 4 recht flüssig, sofern man einige Details wie die Sichtweite herunterschraubt oder auf Pixelshader ganz verzichtet. Kleiner Tipp: Sogar das aufrüsten auf eine High-End-Grafikkarte (im Test eine Sapphire Ati X800 Pro) bringt neben der verbesserten Bildqualität kaum ein Mehr an Leistung. Interessant ist, dass die Ladezeiten relativ kurz sind, da die meisten Daten bereits bei Spielstart geladen werden, dadurch muss man sich gerade zu Beginn viel Zeit lassen, da die Ladezeit schon mal leicht eine Minute oder länger betragen kann, bevor man das Menü zu Gesicht bekommt. Das Spiel ist auch sonst sehr hardwarehungrig und es scheint so, dass es vor allem bei längerem Spielen immer mehr auf den Hauptspeicher ankommt. In diversen Foren werden ja sogar 1 Gigabyte Ram empfohlen. Auf unserem Testsystem lief das Spiel sowohl mit 512 als auch mit 1024 MB recht gut. Die Steuerung ist absolut in Ordnung, beim Anwählen mehrerer Einheiten gab es den ein oder anderen Aussetzer.

Fazit
Tja, erwartet wurde das Spiel ja iwklrich sehnsüchtig. In Anbetracht dieser Lage ist wohl notwendig zu sagen, dass Stronghold 2 ein gutes Spiel ist, nicht mehr aber auch nicht weniger. Das Problem ist, dass es soviel besser hätte werden können, und dass wir uns alle wohl bei weitem mehr erwartet haben. Es scheint nun mal eine dieser klassischen Computerspieltragödien zu sein, wo der Publisher das Spiel in den Handel wirft und die Entwickler noch schnell etwas zusammenschustern. Ich habe das Gefühl, dass mit der Entwicklung der neuen 3D-Grafik begonnen wurde und danach zu wenig Zeit war, noch die KI in den Griff zu bekommen. Wer also Spiele im Mittelalter mag, kann ja mal einen Blick wagen, wer auf Sim City steht, auch. Wer sich ein Spiel à la C&C Generäle oder WarCraft 3 erwartet, der sollte lieber auf Age of Empires 3 warten oder sich mal an Warhammer 40.000: Dawn of War wagen.


Nikolaus Kargl - 17.06.2005



Gesamtübersicht: Stronghold 2 (PC)

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
68%
Sound:
75%
Grafik:
81%
Singleplayer:
72%
Multiplayer:
50%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

CPU mit 1,4Ghz, 256MB RAM und einer GeForce 3 sollten bereits reichen
System:

Deutsch
Sprache:

Strategie
Genre: