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The Longest Journey (Special Edition)


April ist zurück...
und sie ist kein bißchen gealtert. Könnte man glatt neidisch werden, schließlich ist es sechs Jahre her, daß April Ryan ihren ersten Auftritt als Abenteuer-Heldin absolvierte. 2000 war es, als das Gleichgewicht zwischen der technisch-organisierten Welt Stark und der magisch-chaotischen Welt Arcadia ins Wanken geriet. Schon damals war April als Kind Starks zunächst skeptisch, doch verstand sie nach und nach, dass sie Kräfte besaß, die beide Welten retten könnten. Daran hat sich nichts geändert. April zögert und fragt auch heute noch, versteht Stück für Stück und erlebt allerlei Seltsames. Mit der
Unterstützung eines alten Kauzes lernt die Heldin, zwischen Stark und Arcadia zu reisen, magische Gegenstände zu finden und zu nutzen. Mit Einfallsreichtum und Ironie bekommt April Informationen, verschafft sich Zugang und lernt Einiges über ihre Person.

Soweit zur Geschichte des Adventures, das im Jahr 2000 als Erwecker des tot geglaubten Abenteuer-Genres galt und heute den Status eines Klassikers genießt, den man als Adventure-Fan kennen muss. Nicht jeder in der Redaktion war vor sechs Jahren schon soweit und so entstand ein Test eines "neuen" Spiels unter Berücksichtigung seines Alters.

Design-Multiple-Choice und Logopädie-Testfeld
Sicherlich muss die Grafik vorsichtig bewertet werden, wenn man 2006 über einen Titel aus 2000 schreibt und so zuerst den Pluspunkt - die Grafik ist für damalige Verhältnisse detailliert und hochauflösend und ja, April ist eine sehr hübsche Kunststudentin, aber das war es auch schon. Alter hin oder her - die Grafik ist nicht ausgewogen, die Bilder wirken unstimmig. Alles in allem entsteht der Eindruck, diverse Designer hätten etwas entwickelt und per Multiple-Choice ausgewählt, welche Gebäude und Objekte benutzt werden. Das Ganze wirkt zusammen gewürfelt.

Auch anatomisch gibt es Mängel. Dass weibliche Computerspiel-Charaktere prinzipiell große bis riesige Brüste haben, akzeptieren wir, aber wenn April an ihren dünnen Waden Klopperfüße hat, die die fehlende Beinmuskulatur unmöglich wegbewegen könnte, ist das einfach inkorrekt. Leider gibt es trotz der Neuauflage spielbehindernde Grafikbugs, die zum Neustart zwingen. Wenn ein Sicherungskasten, den April benutzen will, durchsichtig wird, sobald sie sich nähert, taugt der Kasten nicht viel.

Einhergehend mit der Grafik wird immer der Sound genannt. Der ist stimmig, passt zur Atmosphäre und meist sind die Stimmen passend. Möglicherweise ist auch die Detektiv-Stimme passend, doch ist es anstrengend, zuzuhören, wenn man längere Dialoge mit Minelli hat. Der immerhin spricht normal schnell. Viele Charaktere, die als ehrwürdig gelten sollen, sprechen auffallend langsam und betont, so als hätten sie gerade eine logopädische Ausbildung erhalten. Besonders lange Geschichten und Dialoge mit derartiger Sprachausgabe sind ermüdend und nervend.

Sex sells und Dingsbums
Kommen wir zum Gameplay. Lange Dialoge sind die Stichworte und langatmig fügen wir hinzu. Ja, Dialoge in Adventurespielen sind umfangreich, doch beweisen weitere Spiele des Genres, dass es auch anders geht. Verschiedene Punkte sind aufgefallen. Beginnen wir mit dem Informationsgehalt der Dialoge. Natürlich gibt es viel zu erfragen und oft ergeben sich neue Fragen. Soweit in Ordnung. Wenn man Informationen erfragen kann, die sich im Nachhinein als nutzlos erweisen, dann wird es ermüdend. Zumal dadurch das Gameplay unterbrochen wird. Mal eben eine kurze Info holen, artet in eine Dialogmenü-Führungsschlacht aus. Begrüßung hin und zurück, Button für weitere Frage, der bestehen bleibt, wenn es nichts mehr zu fragen gibt (den man aber nutzt, weil man es nicht vorher weiß), dann mehrfache Verabschiedung ("Danke, das war's" - "Okay." - "Bis später dann." - "Ja, mach's gut") lassen den Spieler schon mal kurz einnicken.

Ebenfalls als viel zu lang und umständlich empfanden wir die Einführung in die Geschichte der Welten Stark und Arcadia. Das Ganze ist komplex und benötigt einiger Erklärung, aber das kann anders gestaltet werden. "Riven" hat das gut gezeigt - eine komplexe Geschichte und wer mochte, hat sich die angeeignet. Wer das nicht wollte, war aber nicht gehandicapt, denn Welt und Rätsel erschlossen sich auch so. "The Longest Journey" wählt wieder den logopädisch wertvollen Weg - der Erzählung.
Während die Geschichte der Welten erzählt wird, kann man getrost Tee kochen, denn zehn Minuten gehen dabei lässig drauf. Leider verliert sich dabei der Reiz der durchaus spannenden Geschichte und damit die Lust, die Story weiter zu verfolgen. Der Spielverlauf wird dadurch ziemlich zäh.
Möglicherweise ist das der Grund, warum das Spiel in den Texten so aufgesext wurde - billig aufgesext. Viel zu oft sprechen die Protagonisten darüber, dass sie schon wieder könnten, übers Fummeln und dass Emma mit zu vielen Männern schläft. Das tut nichts zur Sache, hält unnötig auf und wirkt übertrieben. Immerhin machen Aprils Witz und ihr Zynismus diesbezüglich das Ganze ein wenig erträglich. Nett fanden wir, dass es ein Item im Spiel gibt, das weder April noch der Spieler identifizieren können und das tatsächlich Dingsbums heißt. Darauf ein herzhaftes LOL.

Technik-Fixes als Special
Was ist so besonders an der Special Edition von "The Longest Journey"? Nun, zum einen läuft das Siel erstmals problemlos auf Windows XP, was aber eher eine notwendige Service-Leistung der Entwickler sein sollte, wenn schon für ein System programmiert wird, das bekanntermaßen nicht unbedingt abwärtskompatibel ist. Das müsste eher Patch genannt werden und gilt daher nicht als besonders für uns. Es gibt außerdem drei exklusive Wallpaper. Sind wir bösartig, wenn wir auch die nicht mochten? Die wirken nun mal so, als wären sie rasch rein genommen worden, um die Special Edition aufzubauschen. Sicher gibt es Wallpaper, die schöner sind, denn für die Vorhandenen trifft es langweilig ganz gut.
Die Komplettlösung ist nett gemeint, doch ist das nicht geradezu tödlich für ein Adventure, die Lösung gleich mit zu liefern - warum nicht gleich ein Savegame für den Schlußdialog?

Schön dagegen das Tagebuch Aprils, in dem sie mit ihrem Sprachwitz die Ereignisse festhält und in dem man etwas über April und ihre Vergangenheit lernt. Gelungen ist auch der Tourist-Guide, schließlich gibt es darin allerhand über die Welten zu erfahren. Das wäre das Richtige gewesen für Spieler, die sich nicht mit der Erklärung der Geschichte im Spiel selbst plagen möchten. Die Vorstellung des offiziellen April-Models ist - zumindest für uns - uninteressant, ebenso der allerdings schicke Trailer zum Nachfolgespiel "Dreamfall".

Fazit
Der Bewertungszwiespalt beginnt an dieser Stelle. Die Geschichte ist spannend und gern möchte man die Welten retten, doch die genannten Mängel haben einen nicht zu unterdrückenden Gähn-Einfluss auf den Spieler. Jeder Abenteuerlustige muss selbst entscheiden, ob die Special Edition die knapp 20 Euro wert ist.


Charlotte Messerschmidt - 20.04.2006



Gesamtübersicht: The Longest Journey (Special Edition)

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
50%
Sound:
95%
Grafik:
50%
Singleplayer:
65%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

19,99 Euro
Preis:

Deutsch
Sprache:

Adventure
Genre: