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RTL Prime Time - Der Fernsehmanager


A long time ago, in a galaxy far far away - als Anfang der 90 Jahre Mad TV von Rainbow Arts veröffentlicht wurde, hatte man mich die längste Zeit fernab von meinem damaligen Amiga 500 gesehen. Sogar daran, wie ich das Spiel erworben habe, erinnere ich mich noch, als wäre es gestern gewesen - es war das erste Spiel, das ich per Kleinanzeige kaufte. Von einem Typen, den ich nicht kannte und der heute nur Chefredakteur einer mehr oder weniger guten PC-Zeitschrift ist. Zig Stunden verbrachte ich fortan mit dem Spiel - und war es durchgespielt, fing ich erneut von vorne an. Das seltsame daran - selbst 15 Jahre später geht es mir noch immer so! Zwar habe ich mittlerweile meinen Amiga 500 gegen einen aktuelleren PC eingetauscht - Mad TV ist aber immer noch installiert und ist treu mit mir gealtert. Und es macht noch immer Spaß - auch 15 Jahre später. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da!

Mein Herz brannte lichterloh
Als ich die Ankündigung vernahm, dass ein neuer Fernsehmanager das Licht der Welt erblicken würde, hüpfte ich vor Freude. Mad TV kommt zurück - war meine Hoffnung. Als ich dann auch noch las, dass mit Electronic Arts und RTL Entertainment zwei Große ihrer Branche mit an Bord sind, konnte ich mein Glück kaum fassen. Da kann doch nichts schief gehen. Oder doch?

Um es gleich vorweg zu nehmen - selbst wenn Du denkst, es kann nichts schief gehen, kann es schief gehen! "Prime Time" beweist dies auf sehr beeindruckende Weise! Las man noch überall, dass Electronic Arts als Publisher auftritt, so findet man auf der Verpackung nicht mal deren Logo. Electronic Arts weiß vermutlich besser, wieso sie nur im Handbuch auf einer der letzteren Seiten genannt werden wollten. Interessanterweise findet man selbst das Logo des Namensgebenden Fernsehsenders RTL nur auf der Rückseite - klein und links unten! Ein Omen?

Blickfeld - ein Ort ohne Spiel, Spaß und Spannung!
Prime Time - der Fernsehmanager entführt euch in die kleine Stadt Blickfeld. Dort werdet ihr der neue Programmdirektor des Fernsehsenders "Entertain TV" und müsst für ein erfolgreiches Fernsehprogramm sorgen. Der Sender geht dabei - wie die vier städtischen Konkurrenzsender auch - sieben Tage die Woche von 18.00 Uhr bis 01.00 Uhr in der Nacht über den Äther. Euer Programm besteht aus Live-Reportagen, Unterhaltungs- und Informations-Sendungen, Serien und Filmen. Um die Ware zu finanzieren, könnt ihr Werbeblöcke an Firmen verkaufen. Diese Werbeverträge, die ihr im Programm platzieren könnt, gibt es in der Blickfelder Werbeagentur zum Mitnehmen. Wichtig ist, - aber das wissen Mad TV-Fans natürlich - dass ihr bei den Verträgen auf zu erfüllende Bedingungen achtet. Dem einen reichen 10 % Einschaltquote, während der andere seinen Werbeblock unbedingt in einem Film oder einer Informationssendung bei dieser Einschaltquote sehen möchte.

Serien und Filme für Euer Programm könnt ihr entweder selber produzieren oder fertig einkaufen. Reportagen, Unterhaltungs- und Informationssendungen müsst ihr gar selber produzieren. Für Eigenproduktionen dürft Ihr Studios bauen, sofern ihr im Vorfeld von der Stadt entsprechende Baugrundstücke erworben habt und Euer Chef dem Bauvorhaben zugestimmt hat. Habt Ihr dann auch die passenden Produktionsleiter, Regisseure, Schauspieler und Moderatoren eingestellt und motiviert, stellt Ihr aus vorgegebenen Möglichkeiten eine Sendung zusammen und lasst diese produzieren. Je nach Art und Länge der Sendung, wird daraus Programmstoff für einen oder gar mehrere Tage.

Bis zum Freitagabend muss Euer Programm für die kommende stehen und veröffentlicht werden. Ansonsten sendet Euer Sender nur ein Testbild. Änderungen in der Laufenden Woche sind möglich. Einzig Werbeblöcke und Sonderberichte von hin und wieder auftretenden Ereignissen dürft Ihr nach Produktion im laufenden Programm platzieren. Was eigentlich nicht verständlich ist, denn warum sollte ich nicht kurzfristig das Programm ändern dürfen, wie es die aktuellen Fernsehsender auch hin und wieder machen?

Warum Lisa Plenske hübsch ist!
Neben Eurem Sendergebäude gibt es in Blickfeld noch einige andere Locations, die ihr betreten könnt. Nicht alle sind von Anfang an verfügbar. Manche, wie die Sportstätten (wichtig für Live-Übertragungen) oder das Marktforschungsinstitut und die Drehbuchagentur werden erst im Laufe des Spiels angekündigt. Diese Gebäude muss man glücklicherweise nicht alle umständlich suchen gehen (wie z.B. die Studios, die etwas abseits des Sendergebäudes liegen), sondern sind per Rechtsklick auf die Maus gleich auswählbar. Das ist gut so, denn in der Stadt selber hat man nicht wirklich den Überblick. Das liegt zum einen an der sehr begrenzten Rein- und Rauszoom-Möglichkeit und zum anderen an der grottenschlechten Grafik. Diese Grafik ist nicht nur in der Stadt hässlich anzuschauen, auch in den Gebäuden ist sie kein Deut besser. Hier haben die Grafiker konsequent gehandelt und von vorne bis hinten schlechte Qualität abgeliefert. Dafür gehören sie in eine Dunkelkammer eingesperrt - wo sie sich im Fernseher 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche die wesentlich hübschere Lisa Plenske angucken sollten! Die Büros und Gebäudeinneneinrichtungen sehen aus, als wären sie mehr lieblos als gekonnt aus irgendwelchen Texturen und Einzelteilen zusammengekleistert (im Kindergarten sahen meine Bastelarbeiten besser aus!).

Die Grafiker sind aber nicht die einzigen, die für dieses Machwerk mit "Horror in Berlin" bestraft gehören. Auch der Rest von Limbic Entertainment, die bislang durch Machwerke wie "Gefeuert!", "Crazy School" oder "Mein Pferdehof" in Erscheinung traten, sollte es eigentlich besser können. Allenfalls der Sound geht als noch akzeptabel durch, weil er zumindest nicht nervend ist. Neben der hässlichen Grafik tauchen Atmosphärekiller an allen Ecken und Enden des Spiels auf, die die Stimmung kaputt machen.

RTL - ein Provinzsender aus Blickfeld!?
RTL ist zwar in Köln ansässig, strahlt RTL deshalb sein Programm aber auch nur in Köln aus? Nein! Warum beschränkt das Spiel den Spieler dann jedoch nur auf die Stadt Blickfeld, in der man seine Sendekapazität zwar in vier Stufen ausbauen kann, dennoch nicht über die Stadtgrenze hinweg kommt? Wieso kann man nicht - wie in Mad TV einst auch - auf einer Landkarte Sendemasten oder Satelliten erwerben, und sein Programm landesweit ausstrahlen? Deutschland als Fernsehnation hätte sich doch bestens angeboten! Warum wählte der Hersteller die Fantasie-Währung "Credits", statt Euro oder Dollar zu verwenden? Warum bietet der Filmhändler nur eine kleine Auswahl an Filmen und Serien an, die im Programm ausgestrahlt werden können und wieso sehe ich nicht, wie viele Folgen / Staffeln eine Serie hat? Stattdessen sieht es so aus, als bestünde eine Serie aus einer (!) Folge, die man immer wieder ausstrahlen kann! Dass man aus rechtlichen Gründen darauf verzichtet hat, Original-Namen zu verwenden, ist verständlich. Das machen Fußballmanager auch! Die aber kommen allesamt mit einem Editor daher! Warum nicht Prime Time? Hier könnte sich der Spieler ein wahres Plus an Atmosphäre selber schaffen!

"Die Zeit neu erfinden" - das haben die Programmierer in Prime Time nur allzu wörtlich genommen. Ich kann nur davon ausgehen, dass es sich um einen Bug handelt - oder habe ich etwa verpasst, dass ein Monat nur noch aus ZWEI Wochen besteht? In Prime Time ist das mitunter so - zudem fängt jeder Monat am Montag, den 01. an. Auch neu, oder? Würde aber sicher vieles erleichtern. Nur leider fernab jeglicher Realität! Nett fand ich auch, dass Limbic Entertainment Weihnachten spontan auf den 10.12. und den ersten Weihnachtstag auf den 11.12. legt, den zweiten Weihnachtstag unterschlägt und stattdessen Sylvester am 14.12. feiert (siehe Screenshot). Während der Produktionsphase eines Computerspiels müssen viele Entscheidungen getroffen werden. In Prime Time hat man als Spieler viel zu oft das Gefühl, die Entscheidungsträger haben sich für die falsche Antwort entschieden. Auf dem Screenshot rechts ist übrigens einer dieser Bugs zu sehen - angeblich befinde ich mich hier im Sendergebäude (wo ich den Trophäenschrank auswählen kann).

Meine ganz persönliche Enttäuschung ist groß
Ich kann es nicht ausdrücken, wie enttäuscht ich von Prime Time bin. Viel zu hoch waren meine Hoffnungen und Erwartungen, viel zu schwach ist das, was Limbic Entertainment hier abgeliefert hat. "RTL Television ist Deutschlands erfolgreichster Sender" heißt es auf der Webseite des Senders - und dann geben sie ihren Namen für so ein schlechtes Spiel her, das noch dazu nur in einer fiktiven Stadt namens "Blickfeld" spielt. Die guten Ansätze für ein interessantes Spiel sind durchaus zu sehen - werden aber gleich schon im Keim erstickt. Wie aber hätte man es besser machen können?

Nun, da wäre die Grafik. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, auf die Stadt zu verzichten und
stattdessen alles aus einem Büro heraus zu navigieren. Wie solch ein Büro auszusehen hat, können die Grafiker sich z.B. mal bei Ascarons Fußballmanager Anstoß 2006 anschauen! Locations außerhalb des Büros (z.B. Werbeagentur, Drehbuchfabrik, etc.) hätte man auch per Wagen ansteuern können (das wurde vor etlichen Jahren beim Spiel "Der Planer" (dem ersten Teil der Serie) schon recht praktisch gelöst). Eine reale Zeitrechnung wäre sicher auch ganz nett, während ein Editor und eine Vielzahl an erwerbbaren Filmen und Serien den Spaß am Spiel vergrößern würden. Eine Ausweitung des Sendegebietes auf das reale Deutschland - und schon wäre das Spiel wesentlich interessanter.

Fazit
Mad TV (siehe Screenshot links) hat auch im Jahr 2006 mehr Charme als Prime Time und macht ehrlich gesagt auch mehr Spaß. Obwohl der Filmbestand klein und veraltet ist (auch hier ist kein Editor vorhanden) und man neben der wenigen TV-Serien nicht einmal eigene TV-Filme drehen darf, so bietet es auf kleinster Fläche (in Bezug auf das Hochhaus als Spielort und die knapp 1,5 MB auf der Festplatte) noch heute stundenlange Unterhaltung. Zudem ist Mad TV als Freeware erhältlich, während RTL und Limbic für Prime Time immerhin 40 Euro haben wollen. Spart Euch das Geld und setzt lieber auf den Klassiker!


Uwe Billen - 01.05.2006



Gesamtübersicht: RTL Prime Time - Der Fernsehmanager

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
33%
Sound:
56%
Grafik:
33%
Singleplayer:
36%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

PIII / AMD - Win 98SE/2000/XP - 512 MB RAM - 64 MB Grafikkarte
System:

ca. 40 Euro
Preis:

deutsch
Sprache: