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Pathologic


Die Welt ist voll von guten, mittelmäßigen und schlechten Spielen. Und dann gibt es die Kategorie der interessanten, etwas seltsamen. Pathologic ist sicher einer der letztgenannten, heutzutage selten gewordenen Fälle. Knackpunkt von solch außergewöhnlichen Spielen ist stets die Frage, ob das Spiel an sich mit der Idee mithalten kann, und genau das werden wir im folgenden zu bestimmen suchen.


Bist du krank?
Wie reagieren Menschen, wenn eine Seuche ausbricht? Dies ist die Kernfrage von Pathologic. In der Welt des Spiels ist nämlich genau das passiert, und die Regierung eines nicht näher bestimmten Staates lässt diejenigen, die sich mit der Krankheit angesteckt haben, einfach töten. In einer von drei Rollen kommt man aus ganz unterschiedlichen Motiven in die Stadt und wird in die mysteriösen Geschehnisse hineingezogen. Ob als kleines Mädchen, Seher oder Arzt: Jedes mal erlebt man einen anderen Verlauf der Dinge. Jeder der Charaktere hat seine ganz eigene Geschichte und Motivation. Als Arzt kommt man in die von der Seuche heimgesuchte Stadt, um den Tod an sich zu erforschen. Ein einheimischer Kollege hat einem Hilfe angeboten, doch leider stirbt dieser schon bald nach der Ankunft, und die Todesursache war offensichtlich keine natürliche. Ein Mordfall allererster Güteklasse ist das, und man selbst ist mittendrin!

Der Wahnsinn in den Straßen
In den beigefügten Pressematerialen wird als ähnliches Spiel Gothic angegeben. Und angegeben ist das in der Tat, denn vom Spielerischen her offenbaren sich viele Makel, die im großen Vorbild nicht vorkommen. Gesteuert wird in der Ego-Perspektive. Die Stadt steht einem mehr oder weniger zur freien Erkundung offen, allerdings gibt es hier nur allzu oft Begrenzungen, die es einem verwehren, auch mal abseits der Straßen zu gehen oder Wege abzukürzen. Die meisten Häuser sehen komplett gleich aus, auch wenn es hin und wieder besondere Gebäude gibt. Die Orientierung erleichtert das nicht gerade, obwohl man eine Karte zur Verfügung hat.

Mit allen in der Stadt umherlaufenden Personen kann man Gespräche führen. Schade ist hierbei, dass es nur ein paar Grundtypen von Menschen gibt, die sich dann innerhalb ihrer Gruppe wie ein Ei dem anderen gleichen. Je nach Typus kommen unterschiedliche Gespräche zustande. Mit den wichtigen Personen, die die Geschichte vorantreiben, kann man sich ausgiebig unterhalten, wobei die
angepriesenen deutschen Synchronstimmen von Jude Law, Uma Thurman und Andy Garcia nur in äußerst geringem Maße zu hören sind, der Großteil der Konversation findet in Textform statt. Die Dialoge sind eine der großen Stärken von Pathologic, denn sie gehen über das gewohnte Maß an intellektuellem Anspruch hinaus, man muss sich nur auf sie einlassen. Die Spielwelt mutet fast schon kafkaesk an, und in den Gesprächen spiegelt sich genau diese Atmosphäre wieder. Die Sprache ist sehr gestelzt, ob das so sein soll, oder ob es sich hierbei einfach nur um eine weniger gelungene Lokalisierung handelt, weiß man jedoch nicht recht. Immerhin wird dadurch eine Stimmung erzeugt, die in ihrer Intensität nicht von vielen anderen Spielen erreicht wird. Details wie in den Straßen umherrennende Menschen, mit Blut beschmierte Plakate oder bösartig verstümmelte Puppen runden diesen Eindruck ab.

Passierschein A38
Der Spielablauf kann mit diesen hochtrabenden Ansätzen nicht mithalten. Man wird von einem Gespräch zum anderen geschickt, richtig viel zu tun hat man insbesondere in den ersten Spielstunden jedoch nicht, so dass man relativ planlos und verwirrt von den seltsamen Gesprächen durch die ewig gleich aussehenden Straßen irrt, in denen letztlich immer gleich aussehende Leute unterwegs sind. Zu entdecken gibt es so gut wie nichts, sich abseits der Hauptwege dem Entdeckerdrang hinzugeben, wird nicht belohnt. Es gibt auch Actioneinlagen, doch diese sind belanglos und lassen Anspruch in geradezu eklatanter Weise vermissen. Es gibt zwar ein Rufsystem, doch viel mehr sollte man von der künstlichen Intelligenz nicht verlangen, denn diese ist erschreckend schwach. Anders als in Gothic gehen die Personen keinen Tätigkeiten nach, sondern laufen entweder in der Gegend umher, wenn sie unwichtig sind, oder erwarten einen stillstehend an einem bestimmten Ort. All dies sind handwerkliche Schwächen, die den reinen Spielspaß doch rasant in den Keller stürzen lassen.

Eine Farbe reicht...oder?
Die Grafik von Pathologic ist zweckmäßig. Das klingt vernichtender, als es in Wirklichkeit ist. Moderne Effekte sucht man vergebens, die Sichtweite beschränkt sich auf ein Minimum und die Animationen der Figuren scheinen dem Jahre 1992 entsprungen zu sein, obwohl es selbst damals Spiele gab, die das besser hinbekommen haben. Die Farbe gelb ist sehr dominierend, um es mal zurückhaltend zu formulieren. Diese hier genannten Punkte kann man sowohl positiv als auch negativ auslegen, je nachdem, ob man Pathologic einfach nur nach
objektiven Gesichtspunkten mit anderen Titeln vergleicht, oder ob man darin einen Hauch künstlerischer Gestaltungsfreiheit sieht. Wer sich für letzteres entscheidet, kann unserer Grafikwertung 15-20% hinzuaddieren.

Die Soundeffekte sind eher rudimentär vorhanden. Musik ist spärlich bis gar nicht eingesetzt, und ab und zu hört man auf seinen Wegen durch die Stadt ein nicht unbedingt sympathisch klingendes Hundegebell. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie man das werten mag, für jeden einzeln.

Fazit
Für den Massenmarkt und den "normalen" Spieler ist Pathologic sicherlich nichts. Zu seltsam, zu mysteriös wirkt die Umwelt, in der man sich befindet, hinzu kommen die spielerischen Schwächen. Auch diejenigen, die sich dennoch darauf einlassen wollen, müssen damit rechnen, von der sperrigen Handhabung des Spiels das ein oder andere Mal genervt zu werden. Trotz aller Schwächen kann man Pathologic jenen empfehlen, die die ewig gleichen Geschichten anderer Titel leid sind und dafür eine minimalistische Präsentation in Kauf zu nehmen bereit sind.


Lennart Griese - 15.08.2006



Gesamtübersicht: Pathologic

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
56%
Sound:
42%
Grafik:
51%
Singleplayer:
59%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

Intel/AMD 1 Ghz, 256 MB RAM, Win 98/ME/2000/XP
System:

ca. 40 Euro
Preis:

deutsch
Sprache: