HOME | IMPRESSUM | KONTAKT
Spieleflut.de
Anzeige

Anzeige



Jetzt Vorbestellen

Spieleflut.de sucht dich!


Sinking Islands (PC)


Benoit Sokal ist ein bekannter Name im Adventure-Genre. Der Comiczeichner und Autor von Computerspielen hat mit Games wie Syberia und Paradise einen Namen gemacht. In seinem neuesten Spiel, das in Deutschland von bhv und Daedalic Entertainment veröffentlicht wird, dreht sich alles um den Mord an dem Millionär Walter Jones. Malte Janssen übernimmt für Spieleflut die Rolle des Polizisten Jack Norm, der auf die kleine Insel des Millionärs reist, um den Mord an Jones aufzuklären. Ob er dabei erfolgreich war? Erfahrt es in seinem Polizeibericht.

Der eingerahmte Kasten auf der Verpackung des Spieles verspricht ein „spannendes Krimi-Adventure“ aus der Feder von Comic-Altmeister Benoit Sokal, der schon für Genre-Hits wie Syberia 1 & 2, Amerzone und zuletzt Paradise verantwortlich zeichnete. Wer also ein solides Abenteuer im Stile von Agatha Holmes und Sherlock Christie erwartet, liegt zumindest nicht allzu weit daneben. Denn die Hintergrundgrafik der Installationsroutine macht Lust auf mehr, die Grafik dort wirkt edel und die Begleitmusik plätschert unaufdringlich aus den Lautsprechern.

Alles reine Routine…oder?
Der Polizist Jack Norm war eigentlich schon zu seinem wohlverdienten Urlaub aufgebrochen, als ihn der Anruf seines kranken Kollegen Victor Reeves ereilte und dieser ihn bat, statt seiner einen Todesfall auf der kleinen tropischen Insel Sagorah zu untersuchen. Denn der exzentrische Milliardär Walter Jones ist tot an einer Klippe der Insel aufgefunden worden. Dieser äußerst bedauernswerte Umstand entführt nun den Spieler und den Protagonisten Jack auf eben diese Insel, auf der sich das gigantische Hotel, der Jones-Tower, in die Wolken erstreckt.

Nach einer ersten Begutachtung des Tatortes steht für Jack fest, dass Walter Jones keinesfalls durch einen Unfall ums Leben gekommen sein kann. Doch die Beweise sind äußerst dürftig, und somit beginnt
eine spannende Hatz nach Indizien, Aussagen und Spuren. So muss sich Jack mit insgesamt zehn Verdächtigen, wie beispielsweise Jones' Verwandten, dessen Anwalt und den eigenwilligen Inselbewohnern herumschlagen. Nach und nach werden immer mehr Spuren zusammengetragen, die den Kreis um die oder den Verdächtigen immer enger ziehen.

Doch viel Zeit bleibt ihm dabei nicht. Denn wie der Titel schon erahnen lässt, ist das Eiland dem Untergang geweiht. In drei Tagen muss Jack seine Ermittlungen abgeschlossen haben, wenn er den Fall nicht nassen Fußes lösen will.

Schatten im Paradies
So vielversprechend die Story auch bis dahin klingt – umso ernüchternder ist das Gameplay selbst. Man verbringt die meiste Zeit mit unzähligen und zum Teil unnützen Gesprächen (kleiner Tipp: hütet euch davor, die Speisekarte einzustecken – die Fragen an die Verdächtigen nach dem entsprechenden Menü sind zwar manchmal witzig, aber für die Lösung absolut irrelevant!), die viel Zeit in Anspruch nehmen. Zwar kann man die einzelnen Sätze durch einen Klick auf die rechte Maustaste überspringen, doch wer bestimmte Fragen nicht gestellt hat, kommt an entscheidenden Stellen der Lösung nicht näher. Das hat sehr lästige und größtenteils ausufernde Laufwege durch immer gleiche Szenarien zur Folge. Eine Karte zum anwählen der bereits besuchten Orte sucht man hier leider vergebens. Zumal sich die zu befragenden Personen von einer Sekunde auf die andere an völlig unterschiedlichen Orten aufhalten, denn hat man vielleicht vergessen, nach etwas bestimmtem zu fragen, sind die Verdächtigen plötzlich nicht mehr da, obwohl man doch nur kurz vor der Tür stand und niemand hinausging…Sehr merkwürdig.

Die gefundenen Indizien speichert Jack in seinem PPA, dem „Personal Police Assistant“, in der rechten oberen Bildschirmecke, mit dessen Hilfe sich diverse Rätsel und offene Fragen, die sich in Form von Puzzleteilen darstellen, rund um den Mord lösen lassen. Aber gerade hinsichtlich der Bedienung gibt es zu Anfang ein paar kleine Hürden, die nicht nur Adventureneulingen hin und wieder ein Stirnrunzeln in die Gesichter treiben wird. Zum Beispiel klappt die Arbeit mit dem PPA erst nach einigen Übungsrunden halbwegs flüssig. So weiß man beispielsweise nicht genau, welche Zeugenaussage für die Lösung des gerade aktuellen Puzzlestückes sinnvoll ist, und welche man dafür nicht braucht. Zwar wird innerhalb einer Quest ein Fortschrittsbalken angezeigt, der mit dem nächsten richtig eingefügten Beweis steigt, doch etwa das Austauschen oder Löschen von Aussagen verändert den Balken nicht.

Der eigensinnige Held
Interessant, da anders als bei einem klassischen Spiel dieser Art, sind hier die zu Beginn wählbaren Modi. Beim Zeitmodus läuft permanent eine Uhr mit, und Jack Norm steht unter immensem Zeitdruck zum Lösen des Falles. So steigt beispielsweise am Nachmittag des ersten Ermittlungstages der Wasserpegel an, so dass, wenn bis dahin nicht alles in den Außenbereichen rund um das Hotel erledigt wurde, dieses mit dem Spielende quittiert wird. Allerdings bekommt man das Ende unter Umständen auch schon früher zu sehen, und zwar dann, wenn das Spiel von sich aus die Lage als nicht mehr lösbar einstuft.
Doch auch wer sich am Abenteuermodus versucht, bleibt nicht von kleinen unfairen Stellen verschont. Rennt Jack zum Beispiel gerade auf der Insel herum, um einen Gegenstand zu suchen, überkommt ihn urplötzlich Hunger (!), und er ändert, ohne dass man irgend etwas dagegen unternehmen kann, die Richtung und entschwindet im Speisesaal des Hotels. Von dort aus darf man dann wieder weiterspielen – sehr nervig, wenn einen nur noch ein Bildschirm von der Stelle trennte, die man eigentlich aufsuchen wollte oder wenn man mitten in einer Befragung steckte.

Ansonsten bietet das Spiel eine hervorragende, düstere Atmosphäre, die sich hinter seinen Vorgängern nicht zu verstecken braucht. Die Hintergründe und deren Animationen, wie zum Beispiel Wolken sind mit Liebe zum Detail gestaltet, die Animationen der Charaktere wirken leider oftmals hakelig und dienen viel zu oft als Mittel zum Zweck, anstatt flüssig zu wirken, passen aber aufgrund ihrer Beleuchtung und des Schattenwurfs dennoch annehmbar ins Gesamtbild. Ebenso stimmen die Größenverhältnisse von Objekten (Betten, Stühle, et cetera) zur Spielfigur. Die deutsche Vertonung hingegen ist enttäuschend unspektakulär. Bis auf zwei Ausnahmen wurde auf weitestgehend unbekannte Stimmen gesetzt, die ihre liebe Mühe haben, ihren Charakteren Tiefe und Ausdruck zu geben. Gleich im Intro kann sich auch das ungeschulte Ohr des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimme von Jacks Kollegen Victor viel besser zum Protagonisten gepasst hätte. Dazu gibt es zuschaltbare Untertitel. Die adventuretypische Point-and-Click-Steuerung funktioniert allerdings ohne Tadel. Der Spieler findet sich schnell mit der einfachen Mausnavigation zurecht, die leicht schräge Ansicht offeriert einem Wege in alle Himmelsrichtungen. Und der niedrige Schwierigkeitsgrad kommt vor allem Einsteigern zugute: Wirklich knifflig ist die Suche nach dem Meuchler nicht ausgefallen.

Fazit
Fans oder Gelegenheitszocker von kleinen, überschaubaren Adventures, die nur der Kurzweil dienen, sind mit „Sinking Island“ bestens bedient. Wer jedoch auf die Mammutabenteuer der großen, etablierten Spieleschmieden steht, ringt sich bei diesem Spiel nur ein müdes Lächeln ab. Zu unstimmig ist das Gesamtpaket, das auch die Performance und die stellenweise sehr guten Elemente nicht mehr herauszureißen vermögen. Schade eigentlich, denn die Story und auch die technischen Möglichkeiten hätten durchaus Stoff für mehr bieten können.


Malte Janßen - 06.12.2007



Gesamtübersicht: Sinking Islands (PC)

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
65%
Sound:
40%
Grafik:
80%
Singleplayer:
70%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

bhv / Daedalic Entertainment
Publisher:

Intel / AMD 1,5 GHz, 512 MB RAM, Windows XP / Vista
System:

ca. 40 Euro
Preis:

Deutsch
Sprache:

Adventure
Genre: