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Star Trek: Away Team


Der König ist tot – Es lebe der König!
Vier Serien hat das "Star Trek" - Phänomen schon hervorgebracht. Schöpfer Gene Roddenberry schildert mit ihm eine Zukunft des friedlichen Zusammenlebens der Menschen mit Außerirdischen, die zusammen die Vereinigte Förderation der Planeten bilden. Inhalt der Serien ist aber nicht nur political correctness, sondern das Abenteuer, dorthin vorzudringen "wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist". Dabei stieß man auf raue Klingonen, einem Volk von Kriegern, den zwielichtigen Romulanern oder den erbarmungslosen kybernetischen Borg.
Inzwischen sind jedoch drei Serien ausgelaufen, während zur Zeit in den Vereinigten Staaten die letzte Staffel der vierten Serie, Star Trek – Raumschiff Voyager, gesendet wird. Die kommerzielle Maschine scheint aber zu funktionieren und so soll es schon im Herbst 2001 eine neue Serie geben, die allerdings in den Anfangsjahren der Förderation spielt. Im darauffolgenden Jahr wird es noch einmal ein letztes Abenteuer mit den Recken von Captain Picard geben. Danach wird die Story nicht mehr fortgesetzt. Oder?
Wird es im Fernsehen langsam still um Star Trek, so überflutet uns der Software-Markt geradezu mit Spielen um die Serie. Zu Simulationen (Starfleet Academy oder Starfleet Command), mäßigen Action-Adventures (The Fallen oder Hidden Evil), recht guten Strategiespielen (Armada oder New Worlds) und Ego-Shootern (wie Elite Force oder Klingon Honor Guard) gesellt sich nun ein weiteres dazu: Away Team heißt das neue Kind, das aus dem Schoß von Activision und Reflexive entsprang. Beim Spielprinzip des Strategiespiels hat man sich von Commandos inspirieren lassen (Um es leicht zu untertreiben).

... in den Gedanken anderer treten Sie höchstens als Déjà-vu in Erscheinung und werden genau so schnell wieder verschwinden. Sie existieren nicht. Anonymität ist ihr Name, Schweigen ihre Muttersprache..." Dieser Satz stammt zwar aus dem Film "Men in Black", er trifft jedoch ebenso gut auf das Away Team zu, einem Spezialkommando des Sternenflottenkommandos, das immer dann gerufen wird, wenn es brenzlig wird. Dabei agiert das Team meist im Verborgenen.
Schon bei dem Jungfernflug ihres Schiffes, der U.S.S. Incursion, stößt das Team auf eine Verschwörung, welche die gesamte Galaxis bedroht. Es kommt zu einer vermeintlichen Meuterei auf einen Schiff der Förderation. Ein geheimer Kreis von Starfleet-Offizieren arbeitet anscheinend mit einer Gruppe Romulaner zusammen. Die Verschwörer nennen sich selbst die "Aufseher". Sie haben eine Waffe entwickelt, mit der sie jedes beliebige Wesen unter ihre Kontrolle bringen können. Die Seuche, wie die Waffe treffend genannt wird, erfasst aber auch schnell die Incursion, die gerade auf den Weg zur klingonischen Heimatwelt war. Der hohe Rat der Klingonen erwägt nämlich insgeheim einen Angriff auf die Förderation. Wurden auch die Klingonen von der Aufseher-Seuche befallen? Als es dem Away Team gelangt, die Kontrolle über ihr Schiff wiederzuerlangen, wird das Schiff von einem Borg-Kubus angegriffen. Die Chancen, die Galaxis zu retten, stehen schlecht für das Away Team ...

Modernes Klonen aus dem 24. Jahrhundert
Ein Echtzeit-Taktik-Spiel, bei dem man einen Trupp Geheim-Agenten kommandiert und verdeckte Aufträge ausführt, eingeblendete Sichtkegel, Schleichen statt Ballern... Kommt uns das nicht bekannt vor? Genau, das Spielprinzip ist nämlich exakt das gleiche wie das vom großen Bruder Commandos. Away Team muss sich aber keineswegs hinter dem Spiel von Pyro Studios verstecken. Das Science-Fiction-Ambiente birgt nämlich viele neue Möglichkeiten. Das zeigt sich vor allem an den Gerätschaften, welche das Team mit sich schleppt. Waffen können auf Betäuben oder Töten gestellt werden, ein Stasis-Feld fängt Gegner ein und mit einem Transporter können Leichen einfach wegteleportiert werden. Außerdem wird man nicht bloß vom Gegner gesehen, sondern diesmal auch gehört. Bei jedem Schritt oder Schuss macht der Trupp Geräusche, die in Form von Schallwellen eingeblendet werden können. Aus diesem Grund gibt es extra drei verschiedene Bewegungsarten: Schleichen, Gehen oder Rennen. Man kann also zwischen dem sicheren aber zeitaufwendigen Schleichen und dem lärmmachenden Rennen wählen.
Die Missionen sind sehr abwechslungsreich und bieten zum Teil überraschende Wendungen. Einmal muss man klingonische Wissenschaftler retten, dann Informationen von einer Forschungsstation der Förderation beschaffen oder sich selber aus den Fängen der Borg befreien. Bei vielen Missionen darf man nicht entdeckt werden, d.h. Kameras müssen umgangen oder ausgeschaltet werden und man darf keine Leichen vorfinden. Bei Missionen auf der Erde, in denen man Teile der Verschwörung aufdeckt, darf man außerdem keinen Angehörigen der Sternenflotte töten, was sich als ziemlich schwer erweißt, da diese sofort angreifen, wenn sie einen entdecken.
Die verschiedenen außerirdischen Rassen reagieren sogar unterschiedlich. Während man einem Menschen ohne Probleme betäuben kann, sind die Vulkanier resistent dagegen, während die Borg sich gegen Phaserfeuer und sogar an das Stasisfeld anpassen. Jede Mission erfordert daher eine andere Vorgehensweise. Man verfällt beim Spielen in keinen Trott, sondern wird von Mission zu Mission auf's Neue überrascht.
Einen großen Mängel hat das Spielprinzip aber: Die ersten zehn Missionen kann man einfach durch die Karte rennen, jeden Gegner betäuben und das Missionsziel erfüllen. So soll man in einer Mission auf der klingonischen Heimatwelt, Botschafter Worf zum Hohen Rat bringen, ohne dabei Aufsehen zu erregen, weil diese gravierende politische Folgen hätte. Trotzdem kann man mit seinem Trupp durch die Straßen rennen, einfach jeden Klingonen betäuben bevor dieser sich wehrt. Man braucht nur noch wenige Schalter umlegen und schon ist man in Sekundenschnelle am Ende. Taktisches Handeln ist aber spätestens dann unausweichlich, wenn bei den letzten Missionen das Spiel schon dann zu Ende ist, wenn man entdeckt wird.

Grafik aus dem Mittelalter
Die Landschaften und Umgebungen sind zwar sehr detailliert, aber sehen am Ende doch immer gleich aus. Ein Förderationsschiff gleicht dem anderen und wüsste man nicht, dass man auf einer Raumstation ist, so könnte sich auch um ein Schiff oder um eine Behausung auf der Planetenoberfläche handeln. Jedes Volk hat zwar eine andere Umgebung, doch die sieht bei einem Ort des Volkes jedes Mal gleich aus. Die Grafik ist sehr detailliert, wirkt aber gleichzeitig sehr trist. Ein wenig Farbe hätte dem Spiel nicht geschadet.
Die 2D-Ansicht ist beschränkt zoombar, wobei die Darstellung aber extrem verpixelt. Und wer will schon ein Spiel in einer Auflösung von 320 zu 240 Pixeln spielen?

Öde Intros
Videos gibt es im Spiel nur zwei. Eins am Anfang und eins am Ende, wobei vor allem das Endvideo sehr enttäuscht. Vorbereitet auf die jeweiligen Missionen wird man lediglich von Captain der Incursion oder gelegentlich von einem Admiral oder von Data, dem Androiden, der auf der Enterprise am Steuer saß. Während der ersten Missionen werden zwar in einem Fenster noch Schiffe, Routen oder Planeten eingeblendet, gegen Ende zeigt das Fenster allerdings nur einen Sternenhintergrund. Für Fans der Serie ist Datas Stimme zwar ein kleines Trostpflaster, trotzdem werden auch sie bei den Missionen ins kalte Wasser geworfen. Oft geht aus dem Intro die genaue Aufgabenstellung nicht hervor. Diese muss man dann erst in der Mission selbst abrufen.

Freie Auswahl
Ein dicker Pluspunkt für Away Team ist, dass man bei der Auswahl seines Einsatztrupps so gut wie freie Auswahl hat. Die Personen selber spielen dabei kaum eine Rolle, sondern die Gerätschaften oder Spezialfähigkeiten, die sie mit sich führen. Einige Geräte sind dabei vorgeschrieben, wie z.B. die Fähigkeit sich in die Computersysteme des Gegners einzuhacken, andere werden nur empfohlen.
Dies gibt dem Spieler die Möglichkeit die Mission auf verschiedenste Wege zu lösen. Man rekrutiert sein Team aus fünf Bereichen: Kommando, Technik, Medizin, Wissenschaft oder Sicherheit.
Die Mediziner des Away Teams haben unterschiedlich ausgeprägte Offensiv- und Defensivfähigkeiten. Sie sind mit Hyposprays ausgestattet, mit denen man das Team verarzten kann, aber auch mit einem Nervengift, das einen Gegner sofort ins Jenseits schickt. Die Offiziere der Sicherheitsabeilung sind größtenteils mit Scharfschützengewehren oder einem breiten Sortiment an Minen ausgestattet.
Wird in der ersten Mission das Team noch vorgeschrieben, so hat man am Ende des Spiel so viel Freiraum, dass man (selbst wenn man alle Haupt- und Nebenbedingungen erfüllt hat) immer noch ein Platz im Team frei hat.

Schwierigkeitsgrad
Für jemanden, der an manchen Missionen von Commandos (selbst mit Lösung!) scheiterte, ist Away Team eine interessante Herausforderung. Wie bereits genannt, sind die ersten Missionen auch ohne viel Taktik zu lösen. Getarnte Minen, Borg, die sich an jede Waffe anpassen, und Videokameras, die bei Entdeckung Naniten aussenden, machen dem aber schnell ein Ende. Der Schwierigkeit liegt allerdings weit unter dem vom Kollegen.

Fazit: Besser gut geklaut als schlecht erfunden
Away Team erweitert das abgeschaute Spielprinzip mit frischen Ideen, wie Schallwellen oder das Zusammenstellen des Teams. Dadurch, dass das Spiel in der Zukunft spielt, offerieren sich dem Spieler viel mehr Optionen als in Commandos. Die Missionen sind sehr gut ausgedacht und bieten viel Abwechslung. Zu manchen Charakteren baut man im Laufe des Spiels eine Beziehung auf und nimmt sie von dort an auf jede Mission mit. Away Team verbindet philosophischen Tiefgang durch Fragen wie "Ob die Borg auch Tribbles assimilieren?" mit viel Humor durch Antworten wie "Hoffentlich assimilieren sie nicht deren Reproduktionsfähigkeit!". Die Schwache Grafik ist bei solchen Sprüchen zu verkraften.
Fans der Serie und Taktik-Begeisterte sollten auf jeden Fall zugreifen, eine gute Überbrückung bis endlich Commandos 2 herauskommt.


Jörg Frohberg - 12.01.2002