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Wizards & Warriors


Rollenspiel der alten Garde
so würde ich dieses kleine Meisterwerk nennen. Gestandene Rollenspieler erinnern sich bei W&W gerne an die guten alten Zeiten von Bards Tale, Wizardry und anderen Hardcorerollenspielen. Dann dürfte es auch keinen wundern, dass der Schöpfer von Wizadry, D.W. Bradley, die Finger oder besser beide Hände bei W&W zur Tat schreiten ließ. In Zusammenarbeit mit der neuen Softwarefirma "Heuristic Park" zeichnete er - verantwortlich für das Gamedesign - die sehr gute, spannende Story, die Programmierung, aber auch andere Teile des Spieles. Ich denke jeder der Wizardry 6 oder 7 einmal durchgespielt hat, der weiß, dass der Name D.W. Bradley für höchste RPG-Designkunst steht. Auch sein Ausreißer in den 3D-Actionbereich mit "Cybermage" war für Insider ein absolutes Spitzenspiel. Doch nun genug der Nostalgie.

Der Anfang
erinnert stark an Bards Tale. Genauso wie in BT fängt das Abenteuer in der Abenteuergilde bzw. in diesem Fall im Inn (Gasthaus) an. Dort erschafft man bis zu 15 Helden, wobei man maximal 6 ins Abenteuer mitnehmen kann. Zwischendurch kann man im Gasthaus Partymitglieder austauschen, löschen und neue erschaffen, falls sich die alten als Flaschen herausstellen. Zur Auswahl stehen 4 Charakterklassen und 10 verschiedene Rassen, welche wiederum jeweils besondere Fähigkeiten haben (Nachtsicht etc.). Bei den 4 Anfangsklassen handelt es sich um Krieger, Dieb, Magier und Kleriker. Jede Klasse hat ihre besonderen Skills. Bei der Erschaffung legt man die vorläufigen Prioritäten bei den Fähigkeiten fest z.B. Schwertskill. Hat man seine Party zusammen kann es losgehen. In der ersten Stadt (von 3) kann man sich jetzt umschauen, seine Ausrüstung ergänzen und vieles mehr. Leider sind die Städte nur "Standbilder", welche man zur Seite scrollen kann. Man kann die Gebäude nur besuchen, indem das jeweilige Bild angeklickt wird. Daraufhin bekommt man dann eine gebäudespezifische Inneneinrichtung zu sehen. Je nach Ort gibt es dort einen Tempel, Schmied, Rathaus und und und....
Das Besondere an W&W sind die 4 verschiedenen - später sogar noch mehr - Gilden. Tritt man dort ein, wird also Mitglied dieser Gilde, so kann man besondere Dienste abrufen, Quests annehmen und sich in klassenspezifischen Skills trainieren lassen. Je mehr Aufträge man erfüllt hat, umso höher steigt der Rang in der Gilde (Daggerfall lässt grüßen), und desto mehr Skills kann man erlernen. Besonders interessant wird es dann später, wenn man seine Klasse wechselt, z.B. vom Krieger zum Paladin. Dann ändern sich die Skills und/oder werden durch Zaubersprüche erweitert.
Wer Wizardy gespielt hat, wird sich heimisch fühlen.

Der Charakteraufbau
steht bei W&W, neben der linearen, spannenden Story, im Mittelpunkt. So sollte es auch, denn was ist ein Rollenspiel ohne vernünftigen, spannenden Charakteraufbau?
Dem W&W-Spieler stehen mehrere Wege zur Verfügung, um seine Traumheros zu entwickeln. All diese Wege verlaufen parallel. Zunächst das Erkämpfen von Erfahrungspunkten durch Kämpfe, aber auch durch Erfüllen von Quests aller Art. Hat man eine bestimmte Punktzahl erreicht, so kann man den Charakter befördern. Man erhöht per Zufall die Lebenspunkte und verteilt dann mehrere Punkte auf den Bereich Skills und Primäreigenschaften (Stärke etc.). Die zweite Möglichkeit Skills zu erhöhen ist das ständige Anwenden des Skills, denn wie bei Dungeon Master heißt es "Übung macht den Meister". Die dritte Möglichkeit ist der Aufbau durch die Gilden. Skillerhöhung aber auch Berufswechsel sind möglich, wenn bestimmte Grundwerte erreicht sind. Je nach Gilde stehen folgende Berufe zur Wahl: Barbar, Barde, Mönch, Ninja, Paladin, Ranger, Samurai und Warlock. Doch der Berufswechsel ist nicht so einfach. Es muss vorher eine Aufgabe erfüllt werden, erst dann wird man in der neuen Gilde oder der alten in einem neuen Beruf aufgenommen. Ein Beispiel: Der Mönch muss 2 Tage ohne jegliche Rüstung und Kleidung überleben. Hat er das geschafft wird er aufgenommen. Die Krönung aller Berufe sind Valkyrie, Zenmaster und Assassin. Diese kann man von sich aus nicht wählen ... man wird dazu eingeladen. Die vierte Möglichkeit des Charakteraufbaus sind Gegenstände, welche Werte permanent erhöhen können.

Die Benutzerführung und Steuerung
geschieht durch die Maus und die Tastatur und ist zum Teil gewöhnungsbedürftig. Das Spiel hat aber alles was ein gutes RPG ausmacht:
Ein sehr gutes Inventory, viele interessante Zauberkategorien (Sprüche), eine sehr übersichtliche Statistik (Monsterkills etc.), eine sehr gute Übersicht über alle Skills, ein recht gutes Journal in dem alle Gespräche aber auch Missionen festgehalten werden, ein anständiges Automapping und ein zwar gewöhnungsbedürftiges Kampfsystem, das aber sehr gut durchdacht ist. Das Kampfsystem ist eine Mischung aus Echtzeit und Rundenkampf. Dies ist jedoch einstellbar. Überhaupt kann man jederzeit wirklich alles einstellen:
Grafik, Sound, Schwierigkeitsgrad, Monsterstärke und wie oft die Monster neu erscheinen. So entsteht nie Frust. Zudem kann man jederzeit außerhalb der Stadt auf 7 Spielständen speichern.
Das bei diesem RPG nicht an die Kohle, sondern an die Spieler gedacht wurde sieht man auch an dem sehr guten ausführlichen Handbuch (80 Seiten) und an der mitgelieferten farbigen Landkarte. Während einige Spielevertreiber wie EA auf Sparen ohne Ende stehen, ist das wieder ein positives Beispiel für Kundenfreundlichkeit und auch dafür, dass mehr als der kapitalistische Gedanke hinter diesem Spiel steckt. Zudem wurde das Spiel in einer sehr schönen Schachtel ausgeliefert.

Zur Story
will ich hier nichts erzählen. Nur so viel sei gesagt: sie ist spannend und linear. Man kann zwar in einem Gebiet mehrere Orte besuchen, jedoch ist die jeweilige Region abgegrenzt. Um in ein neues Gebiet zu kommen muss eine Hauptquest erfüllt werden. Die Anzahl der Haupt- und Nebenquest ist im Vergleich zu Baldurs Gate vielleicht geringer, aber dafür sehr übersichtlich und logisch. Das Springen zwischen den verschiedenen Gebieten ist später auch möglich. Die Dungeons und die Landschaften sind schön und atmosphärisch gut dargestellt. Die Sprachausgabe und die Geräuschkulisse sind vom Feinsten und steigern die Atmosphäre dieses RPG´s.

Die Schattenseiten
bei diesem RPG sind nicht zu übersehen. Zum Einen die altbackene Grafik (welche jedoch besser ist als die von M&M8), dann die zum Teil sehr langen Ladezeiten und bei mir kam es außerdem hier und da zu Abstürzen. Einmal wurde sogar ein Spielstand zerstört. Da bis heute kein Patch erschienen ist, denke ich, dass es auf meinen Rechner zurückzuführen ist.
Dann sind die Rätsel zum Teil wirklich harte Brocken und nur für Spezialisten geeignet. Zudem hätte das Automapping und auch das Journal noch ein paar Nacharbeiten benötigt. Dort fehlt es manchmal an Übersicht und damit Durchblick.

Fazit
Alle Rollenspielfans, bei denen das Wort "Rollenspiel" noch eine Bedeutung hat, sollten hier unbedingt zugreifen. In Sachen Atmosphäre, Langzeitmotivation und Charakteraufbau gab es seit Jahren kein so gutes Rollenspiel mehr. Da das Spiel aber eher Hardcorerollenspieler anspricht, wird es wohl kaum ein großer Erfolg. Zudem wird es keine komplett deutsche Version geben, was mehr als schade ist, denn dieses Spiel hat es verdient, richtig lokalisiert zu werden. Mein Tipp für alle RPG-Fans: kauft euch erst W&W, spielt es durch und dann holt euch dann Baldurs Gate 2! Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass demnächst wieder ein Hardcore-RPG erscheinen wird und zwar Wizardry 8! Wem W&W gefällt, der kann auch getrost bei Wizardry 8 zugreifen.


Jörg Frohberg - 12.01.2002