geflutet

Dreieinhalb Stunden für fünfzehn Minuten ohne Ergebnis. Es ist vermutlich nicht der Leipziger Rekord, aber mein persönlicher.
Ich hatte einen Termin beim Arbeitsamt. Ich war heilfroh, den zu haben, denn als ich ankam, sah ich eine Schlange von 40 Metern voller müder und gefrusteter Leute, die jegliche Schimpferei in der Wartezeit von einer Stunde aufgegeben hatten. Es handelte sich um die Schlange zur Anmeldung. In der Anmeldung saßen zwei!! Personen mit versteinerten Mienen. Die hat man vermutlich irgendwann in dem Job.
Ich fand den richtigen Warteraum. Hier saßen noch mehr müde Leute und keiner wußte, ob er richtig war. Einige hatten bereits eine Stunde in der Schlange gestanden, um zu erfahren, daß sie falsch wären und die Damen, die vorbeiliefen, taten geschäftig und als eine Wartende Auskunft begehrte, hieß es "Wir arbeiten schon zu zweit..." was allen ein kühles Lächeln entlockte.
Aber Halleluja, ich war schon nach 20 Minuten dran, meine Unterlagen waren okay und in zwei, na besser drei Wochen krieg ich Bescheid.
Auf eine weitere Frage erfuhr ich, daß eine anderes Team zuständig wäre. Fröhlich marschierte ich weiter und wurde gestoppt von einem Schild, daß man nach Anmeldung aufgerufen werden würde....
Keine Frage, was das bedeutete, also reihte ich mich in die Schlange ein. Natürlich machte wir als Ende der Schlange Witzchen, aber nach 20 Minuten war Schluß und wir waren nur noch müde und gefrustet und nicht mehr das Ende der Schlange.
Es dauerte eine Stunde und als ich im Raum stand, kam ein Mensch hereinspaziert und löste eine Kollegin ab. Ich will nicht hochnäsig erscheinen - aber wäre ich bei ihm an der Reihe gewesen, hätte ich lautstark verlangt, den pickligen inkompetenten Zwerg zu entfernen. Er hat dem Mann vor mir lange erklärt, daß im CallCenter 60-70 Leute arbeiten, es aber trotzdem zu Warteschleifen kommen kann. Ich sah am zuckenden Fuß des Mannes, daß ihn das wenig interessierte.
Ich war dran. Eine ebenso kleine Person, die umständlich ihren Stuhl einstellte, bevor sie sich mir zuwandte. Ich hatte keine Lust mich herabzubeugen, sondern stellte mich aufrecht hin - ich trug Absatzschuhe und war um die 1,90 groß - und trug mein Anliegen vor. Dafür wäre ein Vermittler zuständig, aber das Programm zur Terminbuchung funktioniere nicht. (das wußte ich, denn das 70-köpfige CallCenter hatet mir das mehrmals erklärt und ich war ja da, um einen Termin bei dem Team zu kriegen, das mir einen Termin beim Vermittler geben würde).
Im Warteraum dieses Teams saß ich eine weitere halbe Stunde, bevor alle angemeldeten Anwesenden per Name aufgerufen wurden, einige Unglückliche, darunter ich, waren nicht dabei. Immerhin wurde unser Name handschrifltich vermerkt und nach weiteren 40 Minuten war ich dran, trug mein Anliegen vor, erfuhr, daß ich woanders hinmüßte und da heute niemand mehr zu erreichen wäre. Morgen wieder und man bräuchte keinen Termin....
Sauhaufen. Niemand kann was dafür, ich weiß, aber da beschleicht einen das Gefühl, jemandem eine runterzuhauen. Die Damen von der Agentur für Arbeit sind häufig noch schnippisch und dann bekommt man erst recht das Gefühl, alle verprügeln zu müssen. Aber was solls. Gehe ich halt morgen nochmal hin. Als Arbeitsloser habe ich ja unendlich Zeit.
Flut.

03.05.2005, 18:40 [CharMe]