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geflutet
Die Legende von Johnny und Kalle, Teil 20


Der Kassierer allerdings begriff einen solchen vor Arroganz fast zerplatzenden Satz nicht und dachte, Gott habe lediglich über Gerüstbau gesprochen. Das war ein Gebiet, in dem er sich nicht auskannte; so versuchte er seine Unbedarftheit durch ein zustimmendes Nicken zu überspielen, was zur Folge hatte, daß Gott in ihm von nun an einen wahrhaftig verstehenden Menschen sah. Doch in diesem Urteil sollte Gott sich geirrt haben. Denn in Wirklichkeit war der Kassierer ein Ignorant, der sich für nichts anderes als das Herausfischen von Gutscheinen aus alten, verwesten Zeitungen interessierte, auch wenn jene mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr einzulösen waren. Im nahegelegenen Woolworth-Markt war er unter dem Namen "Zettel-Werner" bekannt, er hatte es durch sein charakterliches Defizit also schon zu regionaler Bekanntheit gebracht.
Daß Gott dies alles nicht wußte, war verzeihlich, denn er kam ja von außerhalb. In Zehlendorf war er höchstens fünfmal im Jahr, denn die weitaus besseren Imbißmöglichkeiten fanden sich in östlicher Richtung, also im Süden, respektive dessen Ende. Gottes Plan, Werte anstatt von Zahlen zu zahlen, schien offensichtlich (das war es zumindest aus des Kalles Perspektive) die Möglichkeit der Verwirklichung mit sich zu bringen. Die Sache wurde erst etwas schwieriger, als Gott aus dem Laden hinausmarschieren wollte, nachdem der Kassierer seine Verbundenheit versichert hatte. Das Wesen des Kassierers war nicht so angelegt, als daß er dies als Geste der Wertschätzung hätte verstehen können. Überhaupt waren ihm Münzen äußerst wichtig, da gab es mit ihm kein Spaßen, kein Scherzen, kein In-der-Gegend-Umherwitzeln. So kam es, daß "Zettel-Werner" mit einem geschickt geworfenen Geldstück die Türe zustieß und mit einem Mal Lärm einkehrte. Dieser äußerte sich im rohrspatzartigen Gekeife Gottes, der einen solchen Frevel gar nicht recht fassen mochte. War denn dieses Schnellimbißrestaurant nur von der Dämlichkeit Zuneigenden bevölkert? Sollte sie dieser intellektuelle Vorstoß, der lediglich Neues erforschen sollte, schon überfordert haben?
In diesen Unmutsäußerungen sah der Kassierer die endgültige Weigerung seines Kunden, das Mahl angemessen zu bezahlen. Kalle war klar: Diese Situation war geradewegs am Eskalieren. Was dies in Verbindung mit der Anwesenheit Gottes bewirken konnte, wußte er seit Eriks Dahinscheiden. Deswegen wollte er sich vorsichtshalber unter einem der Tischbeine verstecken, doch die waren alle viel zu dünn. Auch die anderen Gäste reagierten leicht panisch und suchten in einer Massenflucht dem Geschehen zu entfliehen. Kalle warf jedem einzelnen zwei Stühle und einen Tisch zwischen die Beine, weil er gerne als erster draußen sein wollte. Sein Eindruck im darauffolgenden Augenblick war: Die anderen nahmen ihm das gewaltig übel. Sie straften ihn mit Schmährufen und dem Werfen von Gläsern samt Inhalt in keine andere Richtung als die seine.
Eines verfehlte ihn, die anderen nicht.

Fortsetzung folgt...

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23.03.2006, 13:42 [Ueberfluss]



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