geflutet
Do-it-yourself: Reifenwechsel

Es gibt ja Menschen, die neigen dazu, praktisch Alles selber zu machen: sie streichen die Wände im Hause, nageln alle möglichen Bretter zusammen, schrauben hunderte von Dübel in die Wand und verbinden sämtliche elektrische Kabel, die sie in die Finger kriegen können. Nebenbei können sie wohl noch kochen, bügeln, waschen, Beete anlegen, Rasenmähen und Fensterscheiben erneuern...

Mag mein Ton im ersten Absatz einen zynischen Unterton haben, ist das nicht beabsichtigt. Ganz im Gegenteil, ich habe sehr viel Respekt vor Leuten, die heim- und handwerktechnisch begabt sind. Mir selber ist das eher nicht in die Wiege gelegt worden - ich hab' zwar irgendwann mal Abitur gemacht, doch was bringt das schönste Allgemeinwissen, wenn man das erste Mal ein Loch bohrt, das man dann mit einem großen Bild abdecken muss, weil der halbe Putz runtergekommen ist (ganz davon zu schweigen, dass man für das "Abdeckbild" ja auch wieder ein Loch braucht...).

Was ich aber durchaus - dank meines autobegeisterten Vaters - gelernt habe, ist Reifenwechseln. So sieht man mich zu Beginn der kalten und natürlich der warmen Jahreszeit mit einem "Schweppes"-Gesicht an Radmuttern reißen, mit Schraubenziehern Radkappen aushebeln und verbiegen und herrenlose Pneus hin- und herrollen! Und all das mach ich auch noch mit Freude, weil ich mir das allhalbjährliche Chaos beim Reifendienst sparen kann.

Und - NEIN - mich hat noch nicht mein eigener Reifen auf der Autobahn überholt...

Allerdings - eine schöne Episode möchte ich doch noch zum Besten geben: Sommerreifenmontage bei einem Twingo! Das Problem war, dass ich aus unverständlichen meine Radkappen im Winter verloren hatte, so dass der durchaus sinnvolle Schutz gegen Salz, Nässe und Dreck nicht mehr vorhanden war. Dessen ungeachtet kurbelte ich frohen Mutes den kleinen Twingo mittels äußerst windiger Wagenheber-Konstruktion in die Höhe und versuchte mich daran, den ersten Reifen abzumontieren - was natürlich scheiterte, weil sich dieser den Teufel scherte und sich nicht einen Zentimeter bewegte.

Nun gut, dachte ich mir, bist Du nicht willig, so brauch' ich Gewalt. Da hatte offenbar mein Vater allerdings schon meine Gedanken gelesen und kam - KEIN WITZ - mit einem BEIL an. Damit begann, VON HINTEN auf den Reifen zu hauen (und erwischte wahrscheinlich lebensnotwendige Aggregatsysteme an der Unterseite, weswegen ich seitdem immer blutleerer durch die Gegend fuhr). Doch auch dieses nahezu barbarische Verhalten gegen unschuldige Gummiprodukte half nichts!

Schließlich hingen Vater und Sohn gemeinsam am Reifen und zogen - und zogen - und zogen... Wir zogen so lange, bis wir es geschafft hatten, den Wagen vom Wagenheber zu ziehen! Der Reifen war natürlich weiterhin dran! Gut - wir sind dann zum Reifendienst gefahren...

Dann wünsche ich mal frohes Reifenwechseln...

15.04.2006, 19:29 [TDMessenger]